Herzlich Willkommen
Gasthaus Traube
Die Wirtschaft „zur Traube“ stand, umrahmt von den Gasthäusern „Grüner Baum“ und „Burghof“ an der engsten Engstelle der Hauptstraße.
Es war zwar eine kleine Wirtschaft, jedoch mit einem Nebenzimmer (linksseitig Richtung Gewerbekanal) und 2 kleinen Fremdenzimmer mit fließendem Wasser (im oberen Stockwerk) Die Wirtschaft war von der Hauptdurchgangsstraße nur durch einen 30cm-schmalen Gehweg getrennt. Wenn man am Fenster saß, hätte man die Passanten oder durchfahrenden Gefährte streicheln können.
Besonders die Lastwagen fuhren meistens mit Randstein-Kontakt vorbei, die Engstelle war wirklich zu eng, alle paar Tage kostete es bei Gegenverkehr ein Stückchen von Stötzels Hausfassade gegenüber. Eigentümer dieser Wirtschaft war das Ehepaar Karoline und Severin Winterer (Metzgerei gegenüber). Seit wann diese Wirtschaft überhaupt bestand, ist mir nicht bekannt.
Der Pächter vor meiner Mutter Irmgard Armbruster, geb. Gutmann, war:
Richard Stehle von April 1951 – Mai 1954. Ab 1. Nov. 1954 – 31. Okt. 1959 übernahm dann meine Mutter diese Gaststätte.
Der Wirt „Matt Karle“, (Schwiegersohn von Baumann Karl) war dann der nachfolgende Pächter, ab Nov. 1959 – Okt. 1967. Als ehemaliger Fußballer, hatte er seine Sportskameraden der 1. Mannschaft des FV Hausach nach jedem Heimspiel zu Gast, großartige Siege wurden lautstark gefeiert, aber auch Niederlagen mit harscher Manöverkritik bedacht, die alle Vorbeigehenden mithören konnten.
An rustikalen Holztischen trafen sich außer den nachbarlichen Stammgästen meist jugendliche Besucher in der länglichen Gaststube, die ihren größten Andrang besonders während der Fastnacht hatte.
In der Zeit nach 1967 bis zum Abriss war die „Traube“ kurzfristig nochmals an einen Auswärtigen (Name nicht mehr bekannt) verpachtet.
Ihr Abriss 1972 erfolgte gleichzeitig mit einigen Geschäften und einer weiteren Wirtschaft infolge einer Straßenverbreiterung.
Lothar Sonntag 2014
Co-Autorin: Adelheid Schwarzer
Gasthaus zur Traube oder die Gassenwirtschaft
(Abschrift Chronik Hausach von Gustav Hirt)
Im Jahre 1715, zur gleichen Zeit als der Gassenwirt Martin Schmider in der Dorfwirtschaft die Erlaubnis zum „würthen „ erhielt, wurde auch dem Gassenwirt in der Stadt, Mathias Dietsche, das „Gassenwüthen“ erlaubt. Dietsche war von Beruf Küfer und als Bürger neu aufgenommen worden. Auf die dem Mathias Dietsche erteilte Genehmigung hin zum „gassenwürthen“ nahmen die Schildwirte Kronenwirt und Schultheiß Moritz Glück und der Hirschwirt Johann Faist, die Gelegenheit wahr, sich im Jahre 1715 eine Beschwerde mit der Begründung abzulassen, dass sie durch die langen Kriegszeiten, Plünderungen, Einquartierungen , Märsche und Remärsche hart heimgesucht wären und jede Konkurrenz in dem ohnehin kleinen Städtchen für sie sehr fühlbar wäre. Auch gegen die dem Gassenwirt Math. Dietsche erteilte Berechtigung, Wein verzapfen zu dürfen, gingen die beiden sonst uneinigen Wirte geschlossen vor und verklagten ihn noch, weil er Gäste zum Übernachten in sein Haus aufgenommen hatte, wozu er sonst keine Berechtigung hatte. Die Berechtigung zum Weinausschank wurde Dietsche 1722 verliehen. Nach dem Tode des Mathias Dietsche im Jahre 1745 erbat sich seine zweite Frau Katharina geb. Blattnerin das Rechte zu belassen, die Wirtschaft weiter betreiben zu dürfen. Sie hatte nämlich die Absicht, sich mit dem Sohn des Stadtknechtes Johann Duppele von Wolfach zu verehelichen. Trotz eingesandter Gegeneingabe der Hausacher Schildwirte, die jedoch wirkungslos verlief, wurde ihr von der Regierung das Recht einer Gassenwirtschaft zugestanden. Folgende Bedingungen waren dabei von ihr einzuhalten:
Gasthaus zum Löwen
Die bevorzugte Wirtschaft meines Heimatortes war der „Löwen“. Hilda Schmid war die Wirtin, eine Jugendfreundin meiner Mutter. Nach den üblichen Sonntags-Spaziergängen saß ich mit den Eltern und Brüdern des Sommers oft im Biergarten gegenüber des Gasthauses unter den vier dicken Kastanienbäumen.
Die standardmäßigen eisernen Klappstühle standen um runde Blechtische auf Kiesboden. Vor der hölzernen Hinterwand gab es eine Kegelbahn wie in anderen Lokalen auch. Da donnerten am Wochenende die schweren Holzkugeln auf der Bretterbahn, bevor sie in die massive Gruppe der Kegel krachten.
Der Getränke-Nachschub kam per Serviermädchen über die Hauptstraße, auf der alle paar Minuten mal ein Verkehrsteilnehmer auftauchte. PKWs gab es wenige zu Vorkriegszeiten, Motorräder schon mehr. Auch bäuerliche Kutschen bzw. „Bernerwägeli“ waren nicht selten sonntags, Heuwagen oder Holzfuhrwerke prägten das Straßenbild wochentags.
Der alte Löwenwirt betrieb eine Brauerei im Keller des Gasthauses, er hatte einen Eisweiher auf seinen Matten und einen Eiskeller am Fuß des waldigen Hügels. Auf dem gefrorenen Eisweiher spielten zu meiner Schülerzeit die Kameraden eine Art Eishockey mit alten Spazierstöcken und einem hölzernen Fasspfropfen als Puck, nur wenige Buben hatten ein Paar Schlittschuhe vom Typ „Absatzreißer“, die an normalen Schuhen per Schraubgewinde befestigt wurden. Mit einem kleinen abgewinkelten Schlüsselchen drehte man die Sohlenklemmen fest, nicht selten gingen die „Erkeli“ genannten Schüssel im Schnee verloren. Dann musste man beim Schlosser ein neues machen lassen..
Im Brauereikeller hatte ich als 10-jähriger hin und wieder das Vergnügen, in ein leeres Fass zu kriechen und mit viel kaltem Wasser und Schruppbürste das Fass innen zu scheuern und zu putzen. Eine kleine Glühlampe pendelte vom Spundloch und brannte mich gelegentlich am Haarschopf.
In der Brauerei hingen schwere kupferne Schöpfkellen an der Wand, Brauerei-Gerätschaften aus alten Zeiten standen in der Ecke, Zuber, Maschinen und Pressen zur Most-Herstellung füllten den Raum, dessen Steinboden mit Ablaufrille gerade eine Handbreit über dem Wasserspiegel des Gewerbekanals lag. Beim Mosten des Fallobstes half ich gelegentlich mit, am liebsten an der Presse.
Meine Mutter war schon bei dem Bierbrauer mit andern Nachbarsmädchen und -Frauen zu Diensten beim Hopfenzupfen, wobei die Hopfenblüten von den Ranken gezupft wurden in heiterer Gesprächs- oder Gesangsrunde des Abends.
„Hopfe zupfe, Stiel dro losse, wer’s nit kann, soll’s bliebe losse“ war ein gängiges Sprichwort damals. Volkslieder wurden dabei an die nächste Generation weitergegeben, aber zu später Stunde auch Geistergeschichten und alte Sagen erzählt. Die Hopfenranken wurden vom Bodensee oder von Nordbaden geliefert.
In der Gaststube stand ein langer Stammtisch vor der Theke, an dem abends die Handwerker ihren Feierabend- oder Kundenschoppen tranken und am Sonntag nach der Messe die Tal-Bauern bei Bier und Brezeln saßen und das Tagesgeschehen oder die Wetteraussichten besprachen.
An den Fenstern zur Hauptstraße waren kleinere 6er-Tische platziert, an der Wand gegenüber stand der große, sandfarbige Kachelofen mit umlaufender Sitzbank, wo Sonntag nachmittags der „Geistliche Rat“, sprich Stadtpfarrer, mit dem Wirt und einem Hofbauern „Cego“ spielten. Der alte Löwenwirt hatte immer ein farbiges Rundkäppchen auf dem Kopf.
Im anschließenden großen Nebenzimmer fanden Familienfeste, Bälle und andere kulturelle Ereignisse statt, die freiwillige Feuerwehr feierte regelmäßig ihre jährliche, erfolgreiche Feuerwehrübung unter Mitwirkung der Stadt- und Feuerwehrkapelle, Fastnachtsveranstaltungen aller Art, Konzerte, Tanzkurse und Vereinsversammlungen wurden dort abgehalten.
Die Wirtin stand hinter der Theke bzw. servierte den Stammtischgästen, mit gelegentlichen Ermahnungen an solche, die ordinär oder zu laut wurden. Für größere Besuchermassen wurden Aushilfskräfte eingesetzt, ausschließlich langjähriges Stammpersonal. Ebenso verhielt es sich in der Küche, bewährte Köchinnen und Helferinnen sorgten für gleichbleibende Qualität und pünktliche Fertigstellung bei Großveranstaltungen.
Eigene Kühe im Stall der Zehntscheuer gegenüber versorgten die Küche mit Milchprodukten, ebenso der Garten hinter dem Gasthaus für frisches Gemüse, jenseits des Kanals, über den ein schmaler Steg führte. Die Magd Amalie betreute beide Selbstversorger-Abteilungen ihr ganzes Arbeitsleben. Beim Heuen der Wiesen um den Eisweiher spielte sie eine zentrale Rolle, mein größter Spaß war das Beladen des Heuwagens und die Heimfahrt, hoch oben auf demselben.
Der Herr des Hauses, Hans Schmid, Elektromeister, agierte bei Bedarf auch am Zapfhahn oder sorgte für die notwendigen Fass-Anschlüsse, bei der Stadtkapelle spielte er Trompete.
Ein paar Gästezimmer im ersten Stock boten sich an für Feriengäste, manchmal waren sie belegt von Verwandten.
Nach dem Hinscheiden der Wirtin wurde das Gasthaus modernisiert und ein neuer Betreiber eröffnete ein Ristorante.
(Lothar Sonntag 2014)
In meiner Erinnerung war das Gasthaus „Zum grünen Baum“ eine der urigsten Hausacher Wirtschaften. Nicht nur, dass der Wirt, seines Zeichens Metzger, ein schwäbisches Original verkörperte und aufgrund seines starken Dialekts den Spitznamen „Gsei“ trug, sondern auch, dass seine Lokaleinrichtung mit dem grünen Kachelofen dem Typ einer echten Dorfwirtschaft nahe kam. Man fühlte sich wohl am großen Stammtisch vor der Theke, hinter der tagein, tagaus die schwarzgekleidete schweigsame Wirtin ihres Amtes waltete.
Der Gast konnte von der Hauptstraße ebenerdig eintreten oder unfallfrei wieder hinaustorkeln; und im ersten Stock waren 6 Fremdenzimmer eingerichtet für Kurgäste. Allgemein war bekannt, dass die kulinarischen rustikalen Gerichte nirgends besser mundeten, da sie direkt aus der angeschlossenen Metzgerei kamen und die Wurstwaren eine besondere Qualität hatten.
Auch die anderen Köstlichkeiten, wie speziell im Winterhalbjahr der „Gallerei“ (lokale Bezeichnung) waren ein Renner, nämlich Sülze mit Schlachtfleisch und Innereien, sondern auch die Ausmaße der Schnitzel und Koteletts waren wohlbekannt.
Die beiden Söhne hatten die Spitznamen „Beizer“ und „Assisi“, der ältere aufgrund des elterlichen Gasthauses, der jüngere wegen seines Vornamens Franz, bzw. seines Namenspatrons von Assisi.
Nach Feierabend und am Wochenende war stets „Leben in der Bude“, am Sonntagnachmittag war manchmal Musik von einem Duo, z.B. Handharmonika und Trommel.
Auch an Fastnacht war das Haus ein beliebter Spielort für die Amateurkapelle „Bautsch“, die nur während der närrischen Tage in Aktion trat. Ein gutes halbes Dutzend Blechmusiker sorgten für Stimmung, wo immer sie auch auftauchten. Je später der Abend, um so größer die Gaudi, speziell wenn der „Dirigent“, Stadtbaumeister Laun das Szepter in die Hand nahm und die unvermeidliche Hymne anstimmte: „Kommt Brüder, wir trinken noch eins“, der „Treue Husar“ folgte postwendend, und beim altbekannten „Im Gummewald isch Holzaktion“ tanzten Alt und Jung den Rheinländer, jedenfalls solange genug Raum war für die drei seitlichen Doppelschritte. Der „Echli Fritz“ war ebenso in seinem Element mit der geliebten Pauke und der „Schoche David“ dudelte die höchsten Töne auf seiner Buchsbaum-Klarinette, die als „Gelbrüeb“ bezeichnete.
Nach dem Ableben des legendären Wirts übernahm „Assisi“ mit seiner Frau das Gasthaus, bis es anlässlich einer Straßenerweiterung abgerissen wurde.
(Kapelle Bautsch v.l.n.r.): Karl Schmid – Fritz Schmidt – Erwin Ilg – David Schoch – Franz Kech – Hans Kreitel – Emil Moriz – Karl Oberle – Ludwig Laun
(Lothar Sonntag 2013)