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Die „Friedensäcker“ und was war der Grund für die Namensgebung der „Friedensstraße“
Das Kinzigtal war von jeher schon ein Durchzugsgebiet der Kriegsheere. So war Hausach durch seine Lage an der Einmündung des Gutachtales in die Kinzig ein strategischer und wichtiger Ort. Darunter hatten die Hausacher viel zu leiden, denn sie wurden vor Brand, Zerstörung, Plünderung, Repressalien, Seuchen und Hungersnöten nicht verschont. Hausach wurde belagert, erobert, zerstört, war Durchmarschgebiet für Freund und Feind und wurde, auch durch Unvorsichtigkeit, mehrmals total eingeäschert. Was hat diese Schilderung mit „Frieden“ zu tun?
Am 23. April 1797 standen sich die Französen und Kaiserlichen Soldaten unterhalb von Hausach bei der Dorfkirche gegenüber. General Davout war mit seinen Truppen im Gebiet des vorderen Hauserbach zum Angriff bereit, als im letzten Augenblick die Nachricht vom Waffenstillstand (Vorfriede von Leoben) eintritt. Dieser Präliminarfriede war ein vorläufiges Abkommen zwischen Frankreich und Österreich, dass die Feindseligkeiten zwischen den beiden Großmächten bis zur Vorbereitung eines endgültigen Friedens einzustellen sind. Das Gewann bekam daher den Namen „Friedensäcker“ und die „Friedensstraße“ in Hausach West erinnert an diese Geschehnisse. Der Name „Friedensäcker“ ist zwischenzeitlich auch Geschichte, denn die Äcker mussten dem Baugebiet Hausach West weichen.
In Hausach umgeändert wurden:
Eisenbahnstraße in Robert-Wagner-Straße
Hauptstraße in Adolf-Hitler-Straße
Jacobistraße in Horst-Wessel-Straße
Netterstraße in Saarstraße
Haselwanderstraße in Ostmarkstraße.
Fischingerstraße in Sudetenstraße
sowie eine Danzigerstraße in ?
(wegen noch durchgeführter Herstellung ‚Baugebiet Klostermatte‘ damals noch kein Straßenname vorhanden).
Während der NS-Zeit wurde ein ungeschriebenes Gesetz außer Kraft gestellt, dass man nur Straßen nach bereits verstorben Personen benennen darf, um sie posthum zu ehren. Diese Umbenennung von Straßen und Plätzen war Teil des Personenkultes um Adolf Hitler und diente der Propaganda und Machtdemonstration. Man wollte diese Personen im NS-Regime bereits zu Lebzeiten ehren. Deshalb war es um 1933 auch Regelfall, dass Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg in vielen Städten zu Ehrenbürger ernannt wurden. So auch in Hausach. Nach dem Ratsprotokollbuch fasste der Hausacher Gemeinderat am 27.03.1933 auf Antrag der NSDAP den Beschluss:
„Zu Ehrenbürger der Stadt Hausach werden ernannt: Seine Exzellenz Herr Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler. Zu Ehren des Herrn Reichskommissars Robert Wagner wird die Eisenbahnstraße in Robert-Wagner-Straße umbenannt“. Anmerkung: Robert Wagner war Gauleiter seit 1926 und Reichsstatthalter von Baden ‚1933-1945‘ und Verwalter von Elsass- Lothringen ‚1940 – 1945‘ und Adolf Hitler ‚Führer‘ und Reichskanzler des Dritten Reiches.
Gemeinderatssitzung am 27.09.1939, Protokollbuch, TOP 3: „Die Hauptstraße und die Haslacher Straße werden in „Adolf-Hitler-Straße umbenannt, nachdem der Beauftragte der NSDAP zuvor seine Zustimmung erteilt hat“.
Gemeinderatsitzung am 26.02.1935, Protokollbach, TOP 12: „Die Jakobistraße wird in Horst-Wessel-Straße umbenannt“. Anmerkung: SA-Mann Horst Wessels, gestorben am 23.02.1930 in Berlin an den Folgen eines Überfalls, war der erste „Märtyrer“ der NSDAP. Er war seit 1926 Parteimitglied. Sein Lied ‚Die Fahne hoch …‘ war neben dem Deutschlandlied die zweite Nationalhymne des III. Reiches.
Gemeinderatssitzung am 26.02.1935, Protokollbuch, TOP 12: „Die Netterstraße wird in die Saarstraße umbenannt. Anmerkung: Zur Erinnerung an die „Heimkehr“ des Saarlandes im Jahre 1935 ins Deutsche Reich nach einem entsprechenden Votum einer Volksabstimmung.
Gemeinderatsitzung am 05.01.1939, Protokollbuch, TOP 1: „Die Parallelstraße zur Breitenbachstraße (Haselwanderstraße) wird zur Ostmarkstraße umbenannt. Anmerkung: Zur Erinnerung an den Anschluss Österreichs an das Reich im Jahr 1938 ‚Ostmark ist amtliche NS- Bezeichnung für Österreich -1938-1942-‘ .
Ebenfalls Gemeinderatssitzung am 05.01.1939, Protokollbuch, TOP 1. Die Fischingerstraße wird in die Sudetenstraße umbenannt. Anmerkung: Nach Abschluss des Münchner Abkommens am 30.09.1938 wurde das Sudetenland zum 01.10.1939 von der Tschechoslowakei abgetrennt und dem Deutschen Reich eingegliedert. Ab 14.04.1939: Reichsgau Sudetenland.
Erste Nennung einer Danzigerstraße im Ratsprotokoll, Sitzung am 02.08.1939 (Ausbau der Kanalisation wird verschoben), wobei das Datum der Benennung unklar ist. Die Straße wurde wegen des Weltkrieges wohl nicht mehr fertig ausgebaut. Anmerkung: Die „Freie Stadt Danzig“‘1920-1939‘ wurde zum 01.09.1939 formell dem Deutschen Reich eingegliedert (mit Beginn des II. Weltkriegs.
Auf Weisung der Besatzungsmächte mussten im Jahr 1945 sämtliche nationalsozialistischen Straßennamen wieder umbenannt werden.
Im Jahr 2011 hatten Schüler der Graf-Heinrich-Schule mit einer eindrucksvollen Arbeit und einer Ausstellung darauf hingewiesen, dass Kriegsverbrecher auf der Ehrenbürgerliste der Stadt Hausach nichts mehr verloren hätten und forderten die Stadt auf, dies zu beseitigen. Obwohl nach dem Gesetz die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt, erreichten die Schüler, dass der Gemeinderat die Ehrenbürgerschaft der betreffenden Personen posthum aberkannte.
Das neue Spital
Als im Jahre 1877 das Wolfacher alte Spital infolge der Erbauung der Eisenbahnstrecke Hausach - Wolfach laut Kaufbrief vom 12. März 1877 an die Großherzogliche Staatseisenbahnverwaltung gegen eine Entschädigung von 48 421 Mark abgetreten wurde, verkaufte diese Verwaltung das alte Wolfacher Spitalgebäude zum Abbruch der Stadt Hausach, welche das gleiche Gebäude mit dem abgebrochenen Material unterhalb Hausach gegenüber dem Streit‘schen Sägewerk im Jahre 1878 wieder errichten ließ. Dieser Neubau wurde deshalb immer dringender nötig, als die Räume des alten Spitals sich schon lange als zu klein erwiesen und ein Gutleuthaus schon lange nicht mehr vorhanden war. Im neuen Spital an der Haslacher Landstraße finden außer bettlägerigen Patienten auch ortsarme gesunde und kranke Personen Aufnahme, die ihren Lebensunterhalt nicht selber bestreiten können. Zur Bestreitung der Kosten werden auch die andern für die Armenpflege bestimmten Fonds beigezogen und der Stadtarmenfond. Bei weiterer Unzulänglichkeit tritt die Stadtkasse ein. Auch Fremde und Mitglieder von Krankenkassen können gegen Ersatz der Kosten Verpflegung im Spital finden. Die Kranken wurden früher vom Wolfacher Bezirksarzt und nunmehr vom Hausacher Arzt Dr. Vieser behandelt. Die Patienten- im Spital stehen unter der Obhut und Pflege barmherziger katholischer Ordensschwestern, die auch die Krankenpflege in der Stadt ausüben. Im Jahre 1846 vermachten die Töchter des verstorbenen Simon Görger, Frau Major Amalia von Vincenti und Frau Sabina geb. Klehe, dem Hausacher Spitalfond 250 fl.
Am Eingang des Einbacher Weges stand eine Spitalkapelle, an deren Stelle im Jahre 1857 ein laufender Brunnen errichtet wurde.
(Dieser Artikel ist eine Abschrift aus den Chronik- Manuskripten von Gustav Hirt (vgl. Bild). Der Chronist hat dem Städtischen Museum im Herrenhaus zwei Ordner dieser Manuskripte hinterlassen. Diese werden momentan gerade in Fleißarbeit abgeschrieben und nach und nach veröffentlicht.)