70 Jahre nach der Premiere zeigte das Museum im Herrenhaus in der Hausacher Stadthalle den Film „Schwarzwaldmädel“. Die Zuschauer interessierten sich mehr für die Kulissen als für die Handlung.
War es nach dem Zweiten Weltkrieg die Sehnsucht nach Unterhaltung und nach heiler Welt, die die Menschen zum Film „Schwarzwaldmädel“ in die Kinos trieb, so gab es am Montagabend in der Hausacher Stadthalle vermutlich eine Gemengelage an Interessen, die die 100 Zuschauer angelockt hatten. Zum einen begrüßte Kulturamtsleiter Hartmut Märtin in seiner Einführung zum Film ganz besonders jene, die damals vor 50 Jahren als Statisten mitwirkten.
Zum anderen gab es natürlich ein Stück Filmgeschichte zu erleben, und dass es seit Mitte März überhaupt kaum kulturelle Veranstaltungen gab, mag ebenfalls mitgewirkt haben. Jedenfalls war die Stadthalle ausgebucht – mehr als 100 Gäste sieht das Corona-Hygienekonzept nicht vor. Und so war Udo Prange, der Leiter des veranstaltenden Museumskreises des Museums im Herrenhaus, denn auch hoch zufrieden mit der Resonanz.
Erinnerung an viele Gassenhauer
Als „Vorfilm“ hielt Wilfried Busse ein Kurzreferat über den Komponisten der Operette „Schwarzwaldmädel“ Léon Jessel. Dass er aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten war und sich zum Nationalsozialismus bekannt hat, half ihm nichts. Die Operette, mit der er seinen Durchbruch erlebt hatte, durfte ab 1937 nicht mehr gespielt werden. Sie hätten aus einer Literatur für Salonorchester Jessel-Stücke gespielt – es sei ihm bis dahin aber auch nicht bewusst gewesen, wie eng dieser „Meister der fröhlichen Musik“ mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte verbunden gewesen sei.
Und dann hieß es „Film ab“. Die Tonqualität vermittelte ein ziemlich authentisches Gefühl – so scheppernd mag es 1950 in den Kinosälen etwa geklungen haben. Der Film erinnerte mal wieder daran, wie viele bekannte Gassenhauer aus der Operette „Schwarzwaldmädel“ stammen. Neben dem berühmten „Mädel aus dem schwarzen Wald“ auch „Wir sind auf der Walz“, „Malwine, ach, Malwine“ oder „Erklingen zum Tanzen die Geigen“.
Für eine hervorragende optische Qualität sorgte ein nagelneuer Beamer in der Stadthalle. Immerhin zeigte man hier den ersten in Deutschland produzierten Farbfilm überhaupt.
Die schlichte Handlung kannte vermutlich fast jeder der Kinogäste, und so konnte man sich auf die vielen Nebensächlichkeiten konzentrieren, wie nach der Filmvorführung deutlich wurde. Etwa, welche Szenen hier im Kinzig- und Gutachtal gedreht wurden. So fuhr das Bärbele in ihrem bei der Tombola in Baden-Baden gewonnenen Ford Taunus Cabriolet, nachdem sie ihre Tante zum Bahnhof gebracht hatte, direkt bei der Heidburg ab.
Kinzigtäler Trachten
Mehrere Zuschauer meinten auch, Schmiders Kreuz im Sulzbach erkannt zu haben. Und beim Zug zum Cäcilienfest im Filmort St. Christoph (gedreht in St. Peter) saß die Braut Bärbele auf einem Wagen mitten zwischen Mühlenbacher Mädchen, die Trachtenkapelle Gutach gab den Ton an, man sah Gutacher Bollenhüte, Einbacher und Glottertäler Trachten. Sonja Ziemann hatte als Filmfigur Bärbele immer wieder eine zusammengewürfelte Tracht an mit Teilen aus verschiedenen Schwarzwaldorten.
Und was auch noch auffiel: Die Kühe waren vor 50 Jahren noch lange nicht so überzüchtet und hatten an ihren Eutern längst nicht so schwer zu tragen wie heute. Mit der Walzerseligkeit des Happy Ends verließen die Gäste heiter gestimmt den Saal – nicht ohne dem „Bärenkind-Stand“ von Erwin Moser noch einen Besuch abzustatten. Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof hatte dafür die 2007 entstandenen hochwertigen Kataloge zur damaligen „Schwarzwaldmädel“-Ausstellung gespendet – und so kamen immerhin 303 Euro noch fürs „Bärenkind“ Lia Schmidlin zustande.