Das „Museum im Herrenhaus“ zeigt den Kult-Heimatfilm am Montag, 7. September,
genau 70 Jahre nach der Premiere, in der Hausacher Stadthalle.
„Das Schwarzwaldmädel“ ist natürlich schon einiges älter als 70 Jahre. Die Operette in drei Akten von August Neidhart (1867 – 1934) feierte 1917 in Berlin kurz vor dem Ende des verlorenen Ersten Weltkriegs Premiere. Der Stoff wurde bereits 1920 erstmals verfilmt, 1929 entstand ein zweiter Film mit etwas geänderter Handlung. Den ersten Tonfilm „Schwarzwaldmädel“ produzierte 1933 der bekannte Sensationsdarsteller Harry Piel bei der Ariel-Film GmbH in Berlin. Während der Nazizeit war die Aufführung allerdings verboten: Komponist Léon Jessel war jüdischer Herkunft.
„Die romantische Vorstellung des hübschen Schwarzwaldmädchens wurde schon früh in Szene gesetzt. Die Operette und ihre Verfilmungen zementieren bis heute unsere Vorstellung von einem ewig jungen, hübschen und tugendsamen Mädchen aus dem Schwarzwald“, schreibt der ehemalige Leiter des Freilichtumseums Vogtsbauernhof Jürgen Weisser im damaligen Katalog „Schwarzwaldmädel – Ansichten einer Bilderbuchschönheit“.
Sehnsucht nach heiler Welt
Als Deutschland nach dem verlorenen Krieg in Trümmern war, sehnten sich die Menschen nach heiler Welt und Unterhaltung. Bereits am 31. Juli 1945 wird die Operette „Schwarzwaldmädel“ in Berlin wieder aufgeführt. Laut der Publikation des Freilichtmuseums 2007 hatten im ersten Nachkriegsjahr 72 Bühnen und Rundfunkanstalten das Werk auf ihrem Programm.
Und so entdeckte auch der Film das „Schwarzwaldmädel“ neu. Endlich kommt nach der schwarz-weißen Tristesse der erste deutsche Farbfilm in die Kinos. „Bescheidene Nachkriegsverhätlnisse und Natürlichkeit in Schwarzwaldtracht kombiniert mit einer Wirtschaftswunderwelt nach der Währungsreform, mit wertvollem Schmuck, Fresskörben und einem Ford-Cabriolet in Sonderlackierung“, kommentierte der wissenschaftliche Leiter des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof Thomas Hafen.
16 Millionen Besucher
Am 7. September 1950 war die Premiere des neuen Films im Stuttgarter Universum-Lichtspiel-Theater, zu der Sonja Ziemann in Tracht erschienen war. Mehr als 16 Millionen Kinobesucher sahen diesen Film, er ist bisher der erfolgreichste deutsche Spielfilm überhaupt. Und nicht nur der 70. Jahrestag der Premiere ist ein Anlass, den Film erneut zu zeigen, sondern auch der Tod von Sonja Ziemann am 17. Februar dieses Jahres. Sie und Rudolf Prack wurden zum Traumpaar der frühen Fünfziger.
Top-Film auch in Haslach
Ein Jahr nach der Premiere in Stuttgart gründete Familie Prinzbach in Haslach das erste Kino. „Das ,Schwarzwaldmädel’ war auch dort ein hervorragender Besuchermagnet“, sagt Curt Prinzbach, heutiger Chef der Kinobetriebe Haslach. Das weiß er allerdings nur vom „Hörensagen“. Aber dass die „goldenen Fünfzigerjahre“ auch die hohe Zeit der Heimatfilme war, daran kann sogar er sich noch erinnern. Er durfte nämlich als Fünfjähriger Steppke rechts und links die Notstühle aufstellen, wenn das Kino mal wieder überfüllt war. Filme wie „Wo der Wildbach rauscht“, „Geierwally“ oder „Grün ist die Heide“ (ebenfalls mit Sonja Ziemann) seien damals die ganz großen Renner gewesen.
Das Museumsteam des „Museums im Herrenhaus“ zeigt den Kultfilm „Das Schwarzwaldmädel“ nun am 70. Geburtstag am Montag, 7. September, um 20 Uhr in der Stadthalle in Hausach. Die Gästezahl ist begrenzt, es gibt aber noch freie Plätze. Anmeldung im Kultur- und Tourismusbüro unter • 0 78 31 / 79 75 oder E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Der Eintritt ist frei.
Kinzigtäler Beteiligung
Es war am Sonntag, 21. Mai 1950, als früh morgens die Trachtenkapelle Gutach, acht Trachtenmädchen und weitere Trachtenträger aus dem Kinzigtal nach St. Peter fuhren, um dort beim ersten deutschen Nachkriegsfilm im Farbe mitzuwirken. Die Gutacher wirken im Film den großen Trachtenzug an, der zum Cäcilienfest durch den Ort zur Kirche führt. Ihnen folgt Sonja Ziemann als „Bärbele“ auf einem Wagen, und weitere Gruppen mit Trachtenträgern aus dem Glottertal, Simonswald, dem Elztal, Einbach und Mühlenbach. Unter ihnen war auch der Alt-Vorderbauer Franz Ramsteiner, damals 22 Jahre alt, und seine inzwischen verstorbenen Schwestern Anna und Sofie. An die Dreharbeiten kann er sich nur noch dunkel erinnern – wohl aber daran, dass er später den Film im Hausacher Kino im ehemaligen „Hirschen“ angeschaut hat, und dass sie etwas enttäuscht waren, wie wenig von ihnen zu sehen war. Der Film selbst sei aber schon wunderschön gewesen.
Die Handlung
Der junge Maler Hans verlässt seine Freundin Malwine, die immer wieder mit anderen Männern flirtet, und reist in den Schwarzwald. Dort trifft er die Sekretärin Bärbel, die ihre Tante als Haushälterin bei Domkapellmeister Römer vertritt. Malwine tröstet sich schnell und findet schließlich mit ihrem langjährigen Gesangspartner Richard zusammen, der nun keine Bedenken mehr haben muss, seinem Freund die Frau wegzuschnappen. Hans hat dagegen nicht sofort Erfolg bei Bärbel. Er fühlt sich zunächst von ihr zurückgesetzt, zumal sie mit dem nicht mehr ganz jungen Domkapellmeister, der sie verehrt, den Tanz beim Cäcilienfest eröffnet.