Museumsrundgang Dauerausstellung
Die Dauerausstellung ist in drei Teilbereiche untergliedert: Bergbau, Leben und Arbeiten auf dem Land sowie das Gesicht der Stadt im 19. Jahrhundert.
Der Besucher wird zunächst in die Welt des Hausacher Bergbaureviers im Mittelalter entführt. Burg, Stadtgründung und der Bau des Hammerwerks gehen auf den Bergbau zurück. Das Gebiet des Kinzigtals und seiner Nebentäler weist die größte Zahl bekannter Erz- und Mineralgänge im Schwarzwald auf. Um 1520 arbeiteten rund 300 Bergleute im Hausacher Silberbergwerk St. Bernhard. Der Fürst von Fürstenberg übte das oberste Bergrecht aus. Schautafeln und Modelle informieren über die schwere Arbeit. Besondere Blickfänge sind Ofenkacheln vom Schlossberg und ein Beil aus der Bronzezeit. In dieser Abteilung ruht auch ein wahrer Schatz, ein schwarzer Turmalin, der beim Bau des Sommerbergtunnels 1991 zufällig entdeckt wurde. Es handelt sich dabei wohl um den größten bisherigen Fund in Europa. Die Kristallgarbe wiegt 6 Zentner und ist ein Anziehungspunkt für Mineraliensammler. Auch der Dorfkirche wird im Rahmen der Bergbaugeschichte den ihr gebührenden Platz eingeräumt, war sie doch in erster Linie eine Kirche, die den Bergleuten in der Gegend als Gotteshaus diente.
Der nächste Raum widmet sich dem Leben und Arbeiten auf dem Land. Breiten Raum nehmen Informationen zur Brandrodung ein. Der karge Boden erlaubte nur eine magere Ernte. Dagegen ließ der ausgeruhte, durch die Holzasche reichlich gedüngte Rüttiboden, die Ähren kräftig heranreifen. Alte landwirtschaftliche Geräte zur Bestellung der Felder, zum Arbeiten mit den Tieren und damit letztlich zur Sicherung der Ernährung und des Überlebens sind ausgestellt. Darunter auch die furchterregenden Schutzgeister der Mühlen, die sog. „Kleiekotzer“. Sie waren in alten Getreidemühlen Bestandteil des „Beutelkastens“. Dieser Kasten nahm das Mehl auf, das aus dem Mehlgang herunterfiel und in einen Beutelschlauch geleitet wurde. Diese einfache Siebung trennte dabei das Mehl von der Kleie, die dann aus dem holzgeschnitzten Kleiekotzer ausgeschieden wurde.
Zum bäuerlichen Leben gehört natürlich auch die Tracht, das Sonntagsgewand der Schwarzwälder und Schwarzwälderinnen. Neben vielen Besonderheiten darf das Kinzigtal für sich in Anspruch nehmen, noch einer der trachtenfreudigsten Landstriche in Deutschland, wenn nicht gar in Europa zu sein. Dazu kommt, dass wohl selten, wie hier, auf engem Raum eine solche Vielfalt an einzelnen Trachten zu finden ist, d.h. jedes Tal, jede Gemeinde, letztlich seine eigene Tracht besitzt. So auch das Einbacher Heimatkleid, das in der Ausstellung eindrücklich vorgestellt wird. „Beselitze“, „schwarzer Schoben“, „Krägele“, das „Halsnister“, das blumenbestickte – mit Fransen umgrenzte Halstuch, die „Einbacher Kappe“, der die Stirn deckende hauchdünne Spitzenschleier, die weißen Wollstrümpfe mit dem „Zwickel“, der „Schäppel“ und bei den Männern die schwarze „Ladenhose“, die „Brust“, das „Knipferle“, der rot ausgeschlagene schwarze knielange Rock und der breitkrempige schwarze Hut sind ausgestellt und geben ein beredtes Zeugnis von der „Kleiderordnung“ der früheren Zeit ab. Der Besucher erfährt viel über die Hochzeitsbräuche im Schwarzwald. Ein besonderer Blickfang ist das große Wandbild von Carl Liebich, der 1937 in Gutach gestorben ist und ein deutscher Maler, Graphiker und Bildhauer war. An der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar lernte er den Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann kennen und ließ sich dann in Gutach nieder. Seine Malerei befasste sich vor allem mit dem ländlichen und dörflichen Leben im Gutachtal. Durch seine Postkartenmotive trug er dazu bei, den Bollenhut und das traditionelle Bauernhaus des Schwarzwalds international bekannt zu machen. Mit Hasemann war er ein Gründer der Gutacher Malerkolonie. Auf dem erwähnten Bild sind alle Schwarzwälder Trachten versammelt; sogar eine Pickelhaube ist abgebildet.
Der nächste Raum beschäftigt sich mit dem Handwerk und thematisiert eine Reihe heute längst ausgestorbener Handwerke wie Tuchmacher und Leineweber, Nagelschmiede, Seiler und Kübler, Hafner und Ziegler. Dem interessierten Besucher werden Schuh- und Korbmacher auf der „Stör“ (Vorteil: eigene Weiden bei den Höfen) nähergebracht. Eine „Schusterkugel“ zum Nähen des Leders mit Pechdraht dokumentiert den Einfallsreichtum und die Geschicklichkeit der damaligen Handwerker: die Schusterkugel reflektiert nämlich den durch Lichteinfall entstehenden Schein. Der Original-Guller auf der Kirchturmspitze ist zu bestaunen, jetzt befindet sich ein anderer auf dem Turm von St.Mauritius (mit Glaskugellager, welches härter ist). Lämmleformen zum Backen, Schablonen für die Schneider und das Meisterstück von Schuhmachermeister Heinz Oberle sind neben vielen anderen Exponaten ausgestellt.
Dann begeben wir uns in den Raum, der sich mit der Hausacher Industrie beschäftigt. Viele Ausstellungstücke beschäftigen sich mit dem Herzstück der Hausacher Industrie, der „Hammerschmiede“. Über Jahrhunderte hinweg wurde im Kinzigtal nach Bodenschätzen gesucht. Nach Silber und Kobalt wurden vor allem auch Eisenerze gefördert. Dadurch wurden verschiedentlich auch Hüttenwerke, sog. „Schmelzen“ errichtet, um die anfallenden Erze in nicht allzu weiter Entfernung von den Fundstellen, aber doch in der Nähe von verfügbarer Wasserkraft, zu verhütten. Nicht selten entstanden bei diesen Verhüttungsanlagen auch Hammerwerke, damit das anfallende Eisen gleich veredelt werden konnte. So auch in Hausach. Über viele Jahre ab der ersten Hälfte des 18. Jhdts. bis heute war dem Werk ein wechselndes Geschick beschieden. Doch untrennbar mit ihm verbunden ist der Aufstieg Hausachs zur Industriestadt.
Etwas ganz besonders Einmaliges stellt die „Strohhutfabrik“ dar. In der Gründerzeit ein Jahr nach dem deutschen Einigungskrieg der Jahre 1870/71 entstand in Hausach die Strohhutfabrik der Herren Wolber und Pfaff. Ein Großteil der Arbeiten wurde in Heimarbeit gefertigt. Was das Bild der Produktion bestimmte, war die Vielfalt der Erzeugnisse und die fast beispiellose Elastizität, mit welcher in der Strohhutfabrik auf die Erfordernisse der Mode eingegangen wurde. Eine Vielzahl von Hüten erfreuen den aufmerksamen Betrachter, eine Reminiszenz an die Sommermode vergangener Jahrhunderte. Lange Zeit auch wurden Kopfbedeckungen für die Wehrmacht hergestellt.
Auch ein Unikat: die „Hosenträgerfabrik“. 1892 hat ein tüchtiger Sattler, Johann Schmider, in seinem Handwerksbetrieb mit der industriellen Fertigung begonnen. Er stellte als erster reihenweise Patronentaschen für die Straßburger Garnison her, ging aber dann bald zur Serienherstellung von Hosenträgern über. Ab den 50 er Jahren lief die Fabrikation von Trachtenpuppen an.
Was Hausach mit der Seeschlacht am Skagerak 1916 zu tun hat, erfährt der Besucher im letzten Teil der Dauerausstellung. Nicht fehlen dürfen natürlich auch Bilder und Exponate über die Bahn, liegt Hausach doch an der berühmten „Schwarzwaldbahn“, die Karlsruhe mit dem Bodensee verbindet, und der die Stadt ihren eigentlichen wirtschaftlichen Aufschwung verdankt.